04 Aug Mental Load in der Familie: Finden Sie Entlastung – ein Familienprojekt
Frauen gelten als die heimlichen Macher in jedem Haushalt und die zu bewältigenden Aufgaben sind vielfältig. Ständig gibt es Dinge zu planen und zu organisieren. Das Gehirn läuft Tag und Nacht auf Hochtouren und kommt dabei schnell mal an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Mental Load ist ein Zustand, der häufig junge berufstätige Mütter betrifft. Sie machen sich über alles und jeden Gedanken. Von der Organisation der täglichen Alltagsaufgaben über das Vereinbaren von Terminen bis hin zu scheinbar belanglosen Freizeitaktivitäten, alles soll optimiert und perfekt gestaltet werden. Das innere Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich und das bedeutet puren Stress. An dieser Last zerbrechen nicht wenige Frauen.
Bei diesen Anzeichen sollte es klingeln
Mental Load kann Lebensqualität und Lebensfreude massiv einschränken. Unzufriedenheit und Frust machen sich breit und bestimmen den gesamten Tagesausflug. Schon vor dem Aufstehen fühlen Sie sich niedergeschlagen, weil selbst in der Nacht Ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Wenn Ihre Gedanken ständig um folgende Themen kreisen und zu grossen Raum einnehmen, könnte es sich um Mental Load handeln.
Haushalt:
- Was muss ich als Nächstes aufräumen?
- Gegenstände zum hundertsten Mal sortieren
- Welche Zimmer putze ich in welcher Reihenfolge?
- Abfall entsorgen und Altpapier wegbringen
- Betten beziehen und Haustiere füttern
Lebensmittel:
- Wo bekomme ich die besten Aktionen?
- Was koche ich über die ganze Woche und wie organisiere ich sämtliche Einkäufe?
- Dringend Einkaufen, sonst kann ich keine Mahlzeit mehr zubereiten
Kleidung:
- Wie stelle ich meine Garderobe für die nächsten Tage zusammen?
- Wohin bringe ich die Altkleider?
- Sind meine Anziehsachen modisch genug?
Organisatorisches:
- Habe ich alle Rechnungen bezahlt?
- Ist mein Konto ausreichend gedeckt?
- Habe ich alle notwendigen Termine vereinbart?
- Sind meine Freizeitaktivitäten abwechslungsreich?
Es ist ganz normal, dass wir uns alle über diese Fragen Gedanken machen. Kreisen Sie jedoch länger als nötig um ein Thema und kommen dabei nicht richtig weiter, da bereits die nächste Frage geklärt werden muss, kann die Mental Load bedeuten.
Machen alte Rollenbilder krank?
Das permanente Denken belastet den gesamten Organismus und kann psychosomatische Symptome nach sich ziehen. Verdauungsbeschwerden, Hautprobleme und Migräne sind nur einige Folgen von Mental Load.
Der Begriff wird der Französin Emma, einer bekannten Comiczeichnerin, zugesprochen. Neu sind die Belastungen durch Mental Load allerdings nicht und sind schon lange Teil unserer Kultur. Es liegt im klassischen Rollenbild begründet, dass Männer auswärts arbeiten und Geld verdienen, wohingegen Frauen sich zu Hause um Heim und Kinder kümmern. Auch wenn dieses Modell längst als überholt gilt, lässt sich noch immer beobachten, dass selbst emanzipierte Frauen schnell wieder in die alte Rollenverteilung abgleiten, wenn der Nachwuchs sich ankündigt. Irgendwie auch nicht verwunderlich. Die Fürsorge für ein Baby fällt nun einmal biologisch in das Aufgabenfeld der Frau. Sie ist meist die Erste, die nachts aus dem Bett hüpft, wenn der Nachwuchs schreit. Es bleibt viel an ihr hängen und das macht einfach Druck.
Die Kraft der Entschleunigung
Mental Load lässt sich nicht über Nacht heilen. Aber wird Ihnen klar, dass Sie an Ihrer Gedankenkultur arbeiten müssen, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wurde ein Problem erkannt und als solches bewusst wahrgenommen, können entsprechende Schritte zur Lösung unternommen werden.
Lernen Sie zu entspannen und loszulassen. Kommen Sie in Ihre Mitte und überlasten Sie sich nicht permanent. Die Wohnung muss nicht immer blitzblank sein und es stört niemanden, wenn das Geschirr euch einmal 2 Stunden liegen bleibt. Probieren Sie doch einmal den Fertigteig aus der Migros/Coop, warum muss alles immer selbst gemacht sein?
Kontrolle abgeben kann Wunder bewirken und baut Druck ab. Sie müssen nicht immer das letzte Wort haben und über jede Kleinigkeit bis ins Detail informiert sein. Häufig bringt eine coole Haltung Ruhe ins Getriebe und fühlt sich wunderbar leicht an.
Delegieren und Arbeit teilen
Arbeitsteilung heisst das Zauberwort. Warum sollen Sie immer alles alleine machen! Binden Sie Partner und Kinder in die Verpflichtungen des Alltags mit ein. Es schadet nicht auch mal den Nachwuchs zum Brot holen schicken und den Abwasch erledigen lassen. Und das Altpapier lässt sich vom Mann wunderbar auf dem Weg zur Arbeit entsorgen. Sich nicht für alles verantwortlich fühlen, bedeutet weniger psychischen Stress. Andere im Familienverband können das genauso gut. Geteilte Arbeit ist halbe Arbeit.
Hohe Ansprüche an sich selbst und der Hang zur Perfektion begünstigen den Aufbau von Stress. Das tägliche Leben stellt an uns alle Anforderungen, die gemeistert werden wollen. Vieles lässt sich allerdings verschlanken und besser organisieren. Denken Sie darüber nach, eine Haushaltshilfe zu engagieren. Sie könnte gröbere Arbeiten übernehmen und Sie dadurch immens entlasten. Wie wäre es denn für die ganze Woche vorzukochen und Speisen einzufrieren. Dies schafft nicht nur Raum zu den Essenszeiten und nimmt dem gesamten Tagesablauf Stress und Hektik. Haben Sie einmal gar keine Lust zum Kochen, so finden sich zahlreiche Heimservices, die das gerne für Sie übernehmen. Seinen Sie kreativ und probieren Sie einmal etwas anderes aus.
Das Leben ist zu kurz, um unglücklich zu sein. Verantwortungsbewusstsein und Gewissenhaftigkeit sind wertvolle Charaktereigenschaften, die absolut lobenswert sind. Wird allerdings das gesunde Mass überschritten, kann dies zu einer echten Belastung werden.
Spüren/Hören Sie immer gut in sich hinein und werden Sie aktiv, wenn die mentale Belastung zu gross wird. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen und seien Sie gut zu sich selbst.
Familienorganisation zum Familienprojekt machen
Machen Sie 1x pro Woche Familienrat, verteilen Sie organisatorische und andere Aufgaben im Haushalt. Machen Sie als Familie gemeinsam einen Plan, wer für die kommende Woche welche Ämtli übernimmt. Sprechen Sie mit Ihrem Partner offen und ehrlich über dieses Thema, Reflektieren Sie was wichtig ist und was weniger wichtig ist, Handeln Sie mit Ihrem Partner aus, welche Dinge in der Familie/Haushalt wichtig sind und welche weniger, Schreiben Sie To do-Listen, was es zu machen gibt, bis wann etc. und zum Schluss – planen Sie für sich «Me Time» – eine Auszeit vom Alltag – das gibt neue Energie!
Quellen:
karrierebibel.de/mental-load
mentalload.de
mindbodygreen.com/blog/mental-load
impuls.migros.ch/de/entspannung/work-life-balance/privatleben/mental-load